Verein EVU Schweiz

Die EVU ist ein europaweiter Zusammenschluss von Experten, die auf den Gebieten Unfallforschung, Unfallrekonstruktion, Biomechanik und Rechtsmedizin tätig sind. Erfahren sie mehr zu den Tätigkeitsfeldern und unseren Mitgliedern.

Die EVU fördert die Weiterentwicklung von Grundlagen und Methoden in der Unfallanalyse, liefert neue Erkenntnisse in der Unfallforschung und sorgt für den Austausch von Wissen und Erfahrung durch regelmässige Tagungen.

Das Herzstück der Vereinigung sind die Mitglieder.


Unfallanalyse (technische Unfallrekonstruktion)

Unfälle – insbesondere im Strassenverkehr – führen häufig zu langwierigen und kostenintensiven juristischen Auseinandersetzungen sowohl im Zivil- als auch im Strafrecht. Eine frühzeitige, neutrale und objektive Abklärung des Sachverhalts bildet daher eine zentrale Grundlage für die spätere Beurteilung der Schuldfrage und die rechtliche Entscheidungsfindung.

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Abklärung ist die technische Unfallanalyse. Dabei wird der Unfallhergang anhand objektiver Anknüpfungstatsachen rekonstruiert. So lässt sich unter anderem die Plausibilität von Aussagen überprüfen.

Im Fokus stehen dabei häufig Fragen zu:

  • den Kollisions- und Fahrgeschwindigkeiten unmittelbar vor dem Ereignis,

  • dem zeitlichen Ablauf des Geschehens,

  • dem Reaktionsverhalten der Fahrzeuglenkenden,

  • der physikalischen Fahrzeugbelastung (z. B. kollisionsbedingte Geschwindigkeitsänderung (Delta-v), Beschleunigungen, Rotationen) sowie

  • der grundsätzlichen Vermeidbarkeit des Unfalls.


Quelle: EVU Schweiz

Unfallforschung 

Die Ziele der Unfallforschung gehen über die Analyse einzelner Unfälle hinaus. Sie soll aufzeigen, wie Unfälle generell entstehen, wie deren Folgen gemindert und – als oberstes Ziel – wie sie verhindert werden können. Die Erkenntnisse fliessen zurück in die Analyse konkreter Unfälle, in die Optimierung von Fahrzeugen und Infrastruktur sowie in die Unfallprävention.

Unfallforschung ist dabei weit mehr als Crashtests: Angesichts der zunehmenden Komplexität des Strassenverkehrs und aus Kostengründen verlagert sich ein grosser Teil der Forschung in den virtuellen Raum. Neben Simulationen gewinnen auch statistische Auswertungen realer Unfalldaten zunehmend an Bedeutung. Der Vergleich vieler ähnlicher Ereignisse liefert wertvolle Erkenntnisse zu Unfallursachen und -verläufen.

Zunehmend zentral sind auch digitale Spuren, etwa Videoaufnahmen von Überwachungskameras, Dashcams oder Smartphones sowie Unfalldaten von Unfalldatenspeichern (UDS) und internen Fahrzeugspeichern wie Fehlerspeicher oder Event Data Recorder (EDR). Letzterer hat spätestens seit seiner verpflichtenden Einführung auch in der Schweiz stark an Bedeutung gewonnen. Die Auswertung solcher Daten erfordert stets die Expertise einer Fachperson (vgl. Beitrag in der Zeitschrift für Strassenverkehr).

Blanc_Zuber_Keusch_Liechti Digitale Unfallspuren_Strv_2_22.pdf 2'551 KB

Quelle: Pixabay

Rechtsmedizin 

Juristische Fragestellungen mit medizinischem Bezug fallen in der Regel in den Aufgabenbereich der Rechtsmedizin. Sie befasst sich insbesondere mit der Klärung der Todesart, der Todesumstände sowie mit Art und Ausmass erlittenen Verletzungen – auch bei lebenden Personen. Als eigenständige medizinische Fachrichtung ist die Rechtsmedizin klar von der Pathologie abzugrenzen, die sich mit klinischen Fragestellungen und der Erforschung von Krankheiten befasst.

Für die Beurteilung von Kausalitätsfragen und zur Rekonstruktion von Unfallhergängen ist eine präzise medizinische Befunderhebung unerlässlich. Erst durch die genaue Differenzierung von Verletzungsarten – etwa Hautabschürfungen, Blutergüssen, Weichteilquetschungen, Ablederungen, Knochenbrüchen oder sogenannten Vitalitätszeichen – in Kombination mit biomechanischen und unfalldynamischen Daten lässt sich eine fundierte, ganzheitliche Einschätzung vornehmen.


Biomechanische Beurteilung 

Bei der biomechanischen Beurteilung wird der mögliche Zusammenhang zwischen den technischen Unfallparametern und den ärztlich dokumentierten Beschwerden oder Verletzungen geprüft. Dabei fliessen auch individuelle Faktoren der betroffenen Person mit ein – etwa Alter, Vorerkrankungen, Körperbau oder besondere Sitzpositionen („Out-of-position“-Situationen).

Diese Analyse erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen medizinischen und ingenieurtechnischen Fachpersonen.


Statuten

Statuten 2022.pdf 160 KB